Sonntag. Es ist Dezember.

Wenn ich schreibe, schaue ich oft zum Kirchturm herüber. Ich mag ihn besonders, weil dort die Dohlen wohnen.Morgens fliegen sie mit grossem Gezeter aus: Sie verabschieden sich laut krächzend voneinander. Dabei bleiben die Paare tagsüber beieinander.
Gegen Abend kommen sie wieder zusammen. Sie treffen sich zu einer grossen Gruppe hängen sich an die goldenen Zeiger der Uhr, machen sich auf dem Gibel des Daches breit, klammern sich mit ihren winzigen Krallen an den Steinsimsen fest.
Sie tun das mit der Lautstärke, die man nie von den Vögeln erwarten würde. Hübsch klingen sie nicht, wirklich nicht. Dennoch bringen sie mich zum Lachen, weil sie ihrer Freude, einander nach einem langen Tag wiederzusehen, so kundtun.

Sie müssen sehr viel erlebt haben, tagsüber, auf der Futtersuche, dass sie einander so viel erzählen.

Was mich zu Momo führt.
Er mag Vögel. Ich glaube er mag sie, weil sie fliegen können und dabei so verletztlich sind. Momo ist sehr gross und wirkt stark in seiner Äusserlichkeit. Im Innern ist er ein Kind, naiv, unbedarft und mit einer leisen Melancholie ausgestattet. Er glaubt, was man ihm sagt. Momo lügt nicht, da fehlt ihm die Intelligenz dazu.

Er baut Nistplätze aus Holz für die Vögel und Futterstellen. Im Winter streut er er Körner für sie hin, das er in grossen Säcken beim Grossverteiler kauft.

Momo ist ein Mörder.
Das sagen die Leute im Dorf und er wird seit 2004 in einer Psychiatrie verwahrt.
Momo sagt nichts dazu. Die Leute werden schon recht haben.


Zimmer im Advent

Warten auf den Schnee…

…und schreiben am Roman.