Von Pferden und Sonnenuntergängen

Das ist wie damals, als der Lehrer, ein wunderbarer Mensch, uns sagte:
»Ihr habt eine Stunde, um zu zeichnen, was ihr wollt.Anschliessend gebt ihr das Blatt ab.Ihr könnt dann in die Pause gehen.«
Ich habe leidenschaftlich gerne gemalt, gezeichnet und geklebt. Das war, bevor ich lesen und schreiben konnte. Das Bild, das ich da versunken malte, sollte entscheidend sein für meinen späteren Weg. Nur wusste ich das damals noch nicht.
Am Ende der Stunde ging ich mit der Klasse nach vorne, gab ihm das Blatt ab. Er beachtete es kaum, legte es zu den anderen. Erst am übernächsten Tag nahm er den Stapel zur Hand und präsentierte....MEIN Bild.. Er lobte nicht nur die Technik, sondern auch die Farbgebung, die Umsetzung meiner Idee und, ganz besonders, wie ich die Anatomie des Pferdes umgewandelt hatte.
Ich wurde verlegen.(Im Mittelpunkt zu sein, war problematisch und mit roten Wangen verbunden.) Er sagte, die Frau, die das Pferd führt, sei ausgesprochen nahe an der Realität. Überhaupt: Das Werk als Ganzes sei als Kunstwerk anzusehen.

Ich lief nach Hause. Meine Mutter war ebenso begeistert, sie lobte das Pferd und die gute Note, die ich damit erreicht habe.

Mein Pferd war keines, sondern ein Hund. Und die Frau, die führte einfach ihren Hund spazieren. Mehr nicht. Da war kein Pferd, nicht und niemals !

Das Bild bekam einen besonderen Platz am hinteren Ende des Schulzimmers. Es hing währen des restlichen Schuljahres über dem Kopf von Roman, der dort seinen Platz hatte. (Roman, alter Krieger, obwohl es schon sehr lange her ist, denke ich an dich. Weißt du noch? Du hast mich heim gebracht mit deinem Mofa, weil ich betrunken war, meine Eltern durften das nicht wissen . Du warst immer da, hast immer gespürt, wenn ich niedergeschlagen war. Du hättest zu mir kommen sollen, bevor du die Waffe genommen hast. Wir hätten geredet, vielleicht wäre alles anders gekommen?)

In der Folge zeichnete ich lange nur noch Pferde. Niemand mochte sie. Anschliessend Hunde. Auch die brachten mir keinen Erfolg ein. Also malte ich fortan Sonnenuntergänge mit winzigen Inseln in der Mitte.