Über das Schreiben

Ich werde immer wieder gefragt, woher ich die Ideen zum Schreiben habe. Eine gute, wie auch schwierige Frage. Woher kommt die Inspiration?Naja, sie kommt nicht! Sie ist da, überall, sobald man das Haus verlässt.Die Intuition verlangt offene Kanäle, durch die sie fliessen kann, und ein Gefäss, um sie zu sammeln. Ich habe da im Kopf eine Schublade, da purzelt alles hinein, was irgendwo meine Aufmerksamkeit erregt hat.
(Alles, ich sage euch, ALLES erregt meine Aufmerksamkeit. Ich finde alles spannend und verwertbar. Vielleicht bin ich ein Geschichtenmessi.)Würde ich nicht gelegentlich schreibend aufräumen, wäre ich längst in der Psychiatrie gelandet. 

Manchmal fragen mich Leute, was das Wichtigste beim Schreiben einer Story ist. Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann. Man kommt nicht mit dem grammatikalisch perfekten Deutsch auf die Welt und niemand braucht ein Studium, um die Menschen mit Geschichten zu unterhalten. (Ausserdem korrigiert jedes Schreibprogramm inzwischen die Texte sehr gut. Am Ende, nach x Überarbeitungen und dem Lektorat, ist das Korrektorat an der Reihe. Dort fliegen noch die letzten Fehler raus, sollten zumindest.)

Also, die Grammatik ist nicht ausschlaggebend. 
Die Fantasie? Ja, auch. Die hat auch jeder, einfach mal Ohren und Augen öffnen.

Was ist es dann?
Siehst du, ich weiss es nicht.

Nein, im Ernst, ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht und bin inzwischen der Meinung, dass Emphatie für gelungene Erzählungen ausschlaggebend ist. Du schreibst, wenn du nicht gerade ein Sachbuch über das Liebesleben der Kröten oder der Mechanik deines Toasters verfasst, doch für Menschen über Menschen.
Du beobachtest sie, du nimmst ihre Ängste, Sehnsüchte und Träume wahr, du befasst dich mit ihnen. Du beschreibst ihr Tun im Kontext einer Story. Nicht wahr?
Wie kannst du das tun, wenn du dich in die Menschen einfühlen kannst?

Wenn du ihre innere Zerrissenheit, ja, die hat doch jeder zuweilen, nicht spürst und ihre Zweifel. Oder die Liebe, die ihre Augen zum Strahlen bringt. Alles andere ist ein Handwerk, ich wiederholen mich. Kein Schreiner kommt auf die Welt und zimmert eine Kommode zurecht, du weisst, was ich meine. 


In diesem Sinn: Möge die Menschen um dich herum dir Stoff für viele Geschichten liefern.